Die Geschichte des Glauchauer Faustballs
Aus der Taufe gehoben wurde das Faustballspiel in Glauchau 1925, als sich der damalige Turn- und Sportverein (TSV) Rothenbach gründete. Die Wiege in Deutschland stand übrigens 1893 in der bayrischen Landeshauptstadt München. Der TSV Rothenbach (Stadtteil von Glauchau) rekrutierte sich fast ausschließlich aus Turnen, die nebenbei dem Faustball frönten.
Die Pioniere der Sportbewegung heißen:
M. Kolbe, O. Schubert, K. Pätzold, M. Schubert, F. Müller, F. Mügler, W. Ludwig und R. Hoyer.
Diese Männer der ersten Stunde errangen in der Epoche bis zum Beginn des 2. Weltkrieges unzählige Titel und Siege bei Turnieren, Kreis-, Gau- und Landesmeisterschaften. Leider wirkte der negative Einfluß der Faschisten auf den Sport, Verbot der Arbeiter-, Turn- und Sportvereine, wie ein Hemmschuh für die weitere Entwicklung des Faustballs, vor allem auch international gesehen.
Durch den babarischen 2. Weltkrieg erlosch dann, wie alles sportliche, selbstredent auch das Faustballleben.
Im Jahre 1950 integrierte man die Rothenbacher Faustballer in die neu ins Leben gerufene Betriebssportgemeinschaft "Fortschritt" Glauchau, unter deren Namen sie zu einer Hochburg in der deutschen Demokratischen Republik wurde.
Ab 1951 nahm der gewählte Sektionsleiter Walter Kühn mit einer handvoll Getreuer den kontinuierlichen Aufschwung bis in die Landesspitze vor.
1953 schaffte die 1. Männermannschaft den Aufstieg in die DDR-Liga, dem 1956 der Einzug in die Oberliga folgen sollte.
Die Spieler waren:
G. Pätzold, W. Kolbe, W. Hammer, G. Grimm, K.-H. Kirmse, H. Schneider und G. Steinbach.
1952 wurde eine Frauen- und Schülervertretung gebildet sowie 4 Jahre später eine weibliche Jugend.
Der Turnplatzbau fiel in die Zeit vom 27.09.1952 - 25.07.1953. Um den nun ständig steigenden Anforderungen gerecht zu werden, schufen sich die Sportler, ehrenamtlichen Funktionäre sowie Übungsleiter 1959 - 1960 in reichlich einjähriger Bauzeit ein schmuckes Sportlerheim (unser heutiges Vereinsheim), welches als Domizil der Faustballer sich einen guten Ruf erwarb.
Des weiteren erfolgte auf Eigeninitiative der verschworenen Gemeinschaft 1972 die Anlegung eines Rasenplatzes, der dank des selbstlosen Einsatzes aller Beteiligten kurzfitig am 08. September 1973 mit einem Turnier seine feierliche Einweihung bekam.
Um die herrliche Sportanlage in Glauchau-Rothenbach in einen übungs- und wettkampfgemäß tadellosen Zustand zu versetzen, sie darüber hinaus auch der Öffentlichkeit in glänzendem Licht präsentieren zu können, wurden jedes Jahr ca 600 freiwillige Aufbaustunden geleistet.
Die in den 50er Jahren aufgenommene Nachwuchsarbeit zeigte bald erste Erfolge, denn 1956 wurde die B-Jugend Vizemeister der DDR. 4 Jahre danach errangen die Heißsporne (Junghänel, Grießmann, Ernst, Lehmann, Malecha und Lindemann) den ersten Meistertitel für Glauchau, dem 1966 noch ein zweiter und 1981/82 ein dritter Platz sich anschloss. Im selben Jahr glückte der Aufstieg in die innovative Nachwuchs-Oberliga, der die Youngster bis 1985 angehörten. Erwähnenswerte Platzierungen in besagtem Zeitraum waren ein dritter sowie vierter Rang.
Nach einer langen Dürreperiode, die außer der Wende die unterschiedlichsten Ursachen hatte, gelang der A-Jugend 1991 mit dem zweiten Rang bei der Ostdeutschen Meisterschaftwieder ein Achtungserfolg.
In diesem Ensemble stand mit Ralf Wagelöhner ein Ausnahmekönner, der als das größte Talent des letzten Jahrzehnts gilt und infolge seiner überragender Leistungen auch dem erweiterten Juniorenauswahlkader der Bundesrepublik Deutschland angehörte. Diesen ersehnten Sprung vollzog ebenfalls Michael Lorenz, sodaß ein Silberstreif am Horizont erkennbar ist.
Die friedliche Revolution im Herbst 1989, welche nach 40 Jahren Teilung endlich die Wiedervereinigung des gespaltenen Vaterlandes brachte, ergab für die Glauchauer Faustballabteilung völlig neue Erkenntnisse. Da im erfolgreichsten Verband der Erde das Niveau bedeutend andere Dimensionen besitzt, acht Weltmeistertitel sprechen Bände, müssen in Zukunft kleinere Brötchen gebacken werden. Noch euphorischer verlief innerhalb der Sparte der Schülertrend, der ohnehin die Basis für die spätere Qualität der Herrenvertretungen darstellt. Viermal gewen die Jungen das DDR-Championat, dreimal wurde Silber erobert und viermal war man Bronzemedaillengewinner. Dessen ungeachtet heimsten die Eleven viele beachtliche Platzierungen bei DDR- und ungezählte Titel von Bezirksmeisterschaften ein.
1986 hielten die Buben stolz den Pionierpokal in den Händen, dem sich 36 Monate danach ein dritter Rang hinzugesellte.
Spieler wie Malecha R., Höser, Hohenberger, Rudolph Th., Parnitzke, Meier, Engel, Kirchner, Kahlert, Wagelöhner R., Siegel, Werner usw., die selbst DDR-Meister bzw. Medaillengewinner im Nachwuchsbereich waren, stehen heute in der Verbands- und Landesliga ihren Mann und bürgen für die hohe Klasse des Glauchauer Faustballs, der inzwischen zu einem Inbegriff in der BRD zählt.
Wenn in Expertenkreisen gefachsimpelt wird, taucht immer wieder der Name Alfred Rosenberger auf, welcher die DDR von 1958 - 1963 in zehn Länderspielen repräsentierte. Dieser sympathische, zurückhaltende sowie stets bescheiden gebliebene Mensch hat durch sein würdiges Auftreten auf internationalem Terrain zweifellos ein Kapitel der Rothenbacher Faustballgeschichte mitgeschrieben.